… mal wieder in einer Sackgasse gelandet! Also nicht in einer offiziell ausgeschilderten. Eher in einer materialbedingten. Das passiert mir in der Regel immer dann, wenn ich neue Radwege ausprobiere, die mir mein Hightech-Fahrradcomputer vollmundig vorschlägt.
Ein nagelneuer, asphaltierter Radweg verwandelt sich nach wenigen Kilometern in eine schlaglochgespickte Buckelpiste, einen Plattenweg oder auch gleich in einen Feldweg. Befahrbarkeit mit 25mm Rennradreifen? Kannste vergessen! Entweder heißt es dann „Bitte wenden!“ oder ich steige ab, schiebe und hoffe – in der Regel vergeblich – darauf, dass der Weg wieder besser wird. Stellen Sie sich nur mal analog eine Autobahn vor, die sich ohne Vorwarnung in einen Wirtschaftsweg verwandelt. Undenkbar!
Meinem persönlichen Grusel-Favoriten dieser ganz speziellen Sackgassenvariante bin ich vor einigen Jahren auf einem gut ausgebauten Radweg, kurz hinter Löwenberg begegnet: Mit Tempo 30 ging es durch den Wald in eine Abfahrt, deren Ende nur schlecht zu erkennen war. Also lieber nicht noch schneller werden. War auch besser so. Die Gefällstrecke endete abrupt in einer 90° Linkskurve, während gleichzeitig der Asphalt durch schlammigen Waldboden ersetzt wurde. Nur der unverzügliche Einsatz aller verfügbaren Bremsmittel ohne Rücksicht auf Materialverschleiß und Schuhwerk verhinderte das Schlimmste.
Während ich mich sortierte, das Vorderrad aus dem Matsch zog, natürlich kräftig fluchte und gleichzeitig meinem Schutzengel und dem Heiligen Christophorus für ihren Einsatz dankte, fragte ich mich, welcher Schreibtischtäter oder Radler-Hasser für diese Schlamperei verantwortlich war. Die Antwort? Blieb natürlich aus.
Es gibt da aber auch die selbstgewählten Sackgassen. Neulich erst war ich auf einer nagelneu asphaltierten, bestens ausgebauten Straße unterwegs, an der – völlig überraschend – knapp 800 Meter vor der von mir avisierten Badestelle ein blaues „T-Schild“ am Straßenrand auftauchte. Sackgasse? Hier? So kurz vor dem Ziel? Das konnten die doch nicht ernst meinen! Außerdem kommt man mit dem Rad doch fast überall durch. Notfalls wird die letzten Meter auch ausnahmsweise mal geschoben. Umkehren? Keine Alternative! Oder doch? Der 4 Meter breite Stichkanal am Ende der Sackgasse war definitiv ein unbezwingbarer Endgegner.
Sie kennen beide Stichstraßen-Varianten aus Ihrem Leben: Die Sackgassen, die „unbeschildert“ und ohne Vorwarnung aus dem Nichts auftauchen, wenn das Leben gerade so richtig Fahrt aufgenommen hat. Aber auch die gut beschilderten Holzwege, an deren rechtzeitig angekündigtem Ende wir versuchen, oft wider besseres Wissen, mit dem Kopf durch die Wand einen Durchbruch zu erzwingen.
Sackgassen gehören zu unserem Leben – wie Umwege, steile oder schlecht gesicherte Pfade aber auch Hochgeschwindigkeitsabschnitte mit Sonnenschein und Panoramaausblick.
Aber all diese Wege und Straßen sind nur Randerscheinungen, Umwege, Abzweigungen oder Nebenstraßen. Als Menschen befinden wir uns nämlich von Geburt an auf einer Einbahnstraße. Jetzt bitte nicht erschrecken! Diese Variante der Fahrbahnführung ist zwar im Straßenverkehr mindestens so unbeliebt wie die Sackgasse, hat aber einen entscheidenden Vorteil: Umkehren ist nicht nötig, weil nicht möglich.
Während für den bekennenden Atheisten der Lebensweg, beginnend mit der Geburt und endend mit dem Tod, tatsächlich eine Kombination aus Einbahnstraße und abschließender Sackgasse ist, sieht die Perspektive für die Angehörigen fast aller großen Weltreligionen ganz anders, ich würde sagen erfreulicher, aus.
Wir Christen zum Beispiel holpern, gleiten, stolpern und galoppieren auf unserer Lebens-Einbahnstraße, testen die ein oder andere Abzweigung, bleiben öfter mal in einem Schlagloch stecken, überholen und werden überholt und landen auch hin und wieder in einer Sackgasse.
Aber ein unsichtbarer Sog, ein Staubsauger des Glaubens, zieht uns regelmäßig auf unsere Einbahnstraße zurück, rettet uns aus besonders tiefen Schlaglöchern, richtet uns auf und bringt uns auf den richtigen Kurs.
Unser Leben ist nämlich gerade keine Sackgasse, sondern eine Einbahnstraße, deren fantastisches Ende wir nur erahnen können. Die Mauer des Todes? Da hüpfen wir drüber! Leicht wie eine Feder und dann? Dann ist Auferstehung. Dann ist Ostern!
Aber was hat denn nun das Osterhasenbild – oder ist es etwa ein Kaninchen? - mit dem Inhalt der Kolumne zu tun? Ganz ehrlich: Nix!