Unterwegs mit dem Wind
von Wolgast auf den Högakull

Oktober 2023

Mit dem Wind ...   

… aufs Rad gesetzt und an einem Morgen im Oktober direkt hinter der Ortseinfahrt Sauzin nach links, auf den kleinen Weg zwischen den Feldern, eingebogen. Da ist immer eine gute Zeit fürs Morgengebet und die Planung des Tages. Manchmal geht beides auch ineinander über, vermischt sich und entwickelt sich zu einer netten Unterhaltung.
Der Weg durch die Felder führt zunächst nach Norden und dann – nach wenigen hundert Metern – in Richtung Osten. An diesem Morgen ist genau das ein Grund, das Tempo umgehend auf Schrittgeschwindigkeit zu reduzieren. Ich war nämlich ganz plötzlich blind!
Die aufgehende Sonne strahlte mir direkt in die Sonnenbrille. Und mangels Schirmmütze oder Sonnenblende, wie im Auto, blieb mir nichts anderes übrig, als mich vorsichtig voranzutasten. Auch das war noch unverantwortlich, denn selbst mit einer schützenden Hand über den Augen betrug die Sichtweite keine fünf Meter.
oder auch …
„Mit dem Wind“...
… auf Rad gesetzt und an einem Oktobermorgen direkt hinter der Ortseinfahrt Sauzin nach links, auf den kleinen Weg zwischen den Feldern, eingebogen. Da ist immer eine gute Zeit fürs Morgengebet und die Planung des Tages. Manchmal geht beides auch ineinander über, vermischt sich und entwickelt sich zu einer netten Unterhaltung.
Der Weg durch die Felder führt zunächst nach Norden und nach wenigen hundert Metern lässt man das Örtchen hinter sich. An diesem Morgen gab es einen Grund, das Tempo umgehend auf Schrittgeschwindigkeit zu reduzieren. Ich war nämlich ganz plötzlich blind!
Der wabernde Herbstnebel, der zuvor schon dafür gesorgt hatte, dass ich die Sonnenbrille abnehmen und in der Helmhalterung unterbringen musste, entwickelte sich zu einer undurchdringlichen, weichen, weißen Wand. Und schon wieder blieb mir nichts anderes übrig, als mich vorsichtig voranzutasten. Auch das war noch unverantwortlich, denn selbst mit weit aufgerissenen Augen betrug die Sichtweite keine fünf Meter.
Der Oktober schafft es wie kein anderer Monat diese beiden Naturschauspiele nicht nur abwechselnd, sondern mitunter sogar gleichzeitig in Szene zu setzen. Vernebelte Sonnenaufgänge sind seine Spezialität. Nur der März kann da manchmal noch mithalten.
Und was wird an einem solchen Oktober-Sonnen-Nebel-Morgen aus der Tagesplanung? Die ist zunächst einmal hinfällig. Den pünktlichen Arbeitsbeginn kann man vergessen.
Aber wenn sich der erste Anflug von Ärger über das aufgezwungene Schneckentempo gelegt hat, dann gelingt es mir in der Regel, die Fahrt in die Sonne oder durch den Nebel zu genießen. Manchmal denke ich dann, der liebe Gott war vielleicht mit meiner Tagesplanung nicht ganz einverstanden. Ein dreiminütiges Kurzgebet? Da geben wir dem Constantin doch mal ein paar Extraminuten der Besinnung! Und ganz ehrlich: Bedauert habe ich diese Zusatzzeit noch nie. Wird sie doch garniert und versüßt durch ein wunderbares Naturschauspiel. Der liebe Gott hat’s halt drauf. Zuckerbrot und – liebevollen Anstoß.
Ein besonderes Arbeitsmorgen-Nebel-Erlebnis, das allerdings schon einige Jahre zurückliegt, möchte ich Ihnen an dieser Stelle nicht vorenthalten.
Damals führte mich mein täglicher Weg ins Büro noch durch den Spandauer Forst und im Anschluss viele Kilometer durch den Berliner Berufsverkehr. Natürlich mit dem Rad. Mit was auch sonst?
An einem völlig vernebelten und schon herbstlich kalten Oktobermorgen – mein Rad war mit drei Rücklichtern, einem extrahellen Frontstrahler und reflektierenden Reifenflanken auch für diese Witterung bestens ausgerüstet – kroch ich im Schneckentempo über eine einsame Straße im Norden Spandaus. Der Nebel verschluckte jedes Geräusch. Meine Klarsicht-Brille war – trotz Antibeschlag-Beschichtung und regelmäßiger Putzversuche mit dem Fahrradhandschuh – so gut wie undurchsichtig. Zum Glück hätte ich die Route ins Büro auch im Schlaf gefunden. Trotzdem tastete ich mich sicherheitshalber nur vorsichtig voran. Ein Blindenführhund wäre jetzt nicht schlecht, dachte ich gerade, als ein plötzlicher Widerstand auf der Brust meine Fahrt abrupt stoppte.
„Biste blind, Meester?!“ Die Stimme, die durch den weißen Vorhang drang, gehörte offensichtlich zu der Hand, die weiterhin auf meine Brust drückte, und die ich jetzt, nachdem ich die Brille nach oben geschoben hatte, deutlicher erkennen konnte. Die Hand trug einen orangefarbenen Handschuh und ihr Besitzer die Arbeitskleidung der BSR. Den Müllwagen, dessen offenes Heck direkt hinter dem Mann auf die nächste Tonne oder auch einen nebelblinden Radfahrer wartete, sah ich jetzt auch ...
Während ich – jetzt ohne Brille, dafür aber mit einer gehörigen Portion Dankbarkeit in der Satteltasche – weiterradelte, kam mir die Hand Gottes in den Sinn. Vielleicht, so mein Gedanke, verleiht Gott diese, seine schützende Hand manchmal. So, wie gerade eben an den Mitarbeiter der Müllabfuhr.
Ich wünsche Ihnen in diesem Herbst ganz besonders diese schützende Hand Gottes. Bleiben Sie gesund und kommen Sie unfallfrei durch die dunkle Jahreszeit!